Julian Assange

Heute ist der 3. Mai, der Tag der Pressefreiheit, und der fünfte Tag der Pressefreiheit in Folge, den Julian Assange in London in Haft verbringt.

Julian Assange sitzt keine Haftstrafe ab, die irgendwann vorbei ist. Er ist noch immer in Auslieferungshaft und kein verurteilter Straftäter.

Bevor Julian 2019 ins Belmarsh Hochsicherheitsgefängnis in London gebracht worden ist, „feierte“ der weltberühmte Publizist den Tag der Pressefreiheit sechs Mal im Exil in der Ecuadorianischen Botschaft, welche er nicht verlassen durfte, denn draußen warteten rund um die Uhr britische Polizisten auf ihn.

Wiederum vorher musste Julian Assange den Tag der Pressefreiheit zwei Mal in Hausarrest mit elektronischer Fußfessel verbringen.

Julian Assange ist seit 12 Jahren nicht frei. Seine kleinen Söhne haben ihren Vater noch nie in Freiheit gesehen, haben noch nie einen Spaziergang mit ihm gemacht oder auf dem Spielplatz gespielt.

Es mag den Kindern von anderen Häftlingen ebenso ergehen, aber…

Assange ist kein Straftäter

Assange hat niemandem Gewalt angetan, und wer sich intensiver mit seinem Fall befasst hat, weiß, dass er eigentlich überhaupt gar kein Verbrechen begangen hat. Weder hat er irgendwen vergewaltigt, noch hat er wahllos sensible Daten ins Internet gekippt und damit Menschenleben gefährdet.

Dass die USA ihm als Spion den Prozess machen wollen, ist eigentlich unglaublich: Ihm, einem australischen Staatsbürger, der keinerlei Verpflichtungen der amerikanischen Regierung gegenüber hat; der keine Daten gestohlen hat, sondern sie als Publizist entgegengenommen und in Kooperation mit zahlreichen Leitmedien verschiedener Länder redigiert und veröffentlicht hat. Die Veröffentlichung der kompletten Datensätze, inklusive sensibler Informationen auf WikiLeaks, kam erst später – nachdem die Daten bereits im Internet waren. Dennoch gibt es bis heute keinen Nachweis darüber, dass die Veröffentlichung der Daten tatsächlich irgendwem geschadet hätte (außer der amerikanischen Regierung).

Julian könnte längst frei sein

Im Interview mit Marc Friedrich hat Julians Bruder, Gabriel Shipton, kürzlich etwas gesagt, was mich nachdenklich gemacht hat. Er sagte, und das gebe ich nun in eigenen Worten wieder: Würden sich die westlichen Leitmedien so intensiv mit dem Fall Assange beschäftigen, wie sie es mit dem Fall Nawalny getan hatten, wäre Julian längst frei.

Der Druck auf die amerikanische und auch auf die britische Regierung und wohl auch auf die Justiz wäre zu groß. Die westlichen Leitmedienjournalisten hätten so die Chance gehabt, tatsächlich als „Vierte Gewalt“ aufzutreten und etwas im eigenen Zuhause in Ordnung zu bringen, anstatt sich immer nur über andere Teile der Welt zu echauffieren (wo ihnen ohnehin niemand zuhört).

Vielleicht hätte es gereicht, wenn Leute vom Guardian, vom Spiegel, aus dem öffentlich-rechtlichen deutschen Medien oder von der New York Times sich in den Gerichtssaal gesetzt und ausführlich berichtet hätten, was vor Gericht alles besprochen und geklärt worden ist. Dann wüsste die gesamte Öffentlichkeit, dass es keinen Grund geben kann, Julian Assange weiter zu quälen und ihn in Ungewissheit im Hochsicherheitsgefängnis gefangen zu halten. Dass es überhaupt niemals einen Grund gegeben hatte, ihn wegen irgendetwas zu verfolgen.

Seit nunmehr über drei Jahren mit diesem Fall beschäftigt, bin ich selbst schon erschöpft und zermürbt von der schieren Unendlichkeit. Ich weiß nicht, wie seine Familie oder gar er selbst das aushalten.

Heute möchte ich nur sagen: Gar nichts ist in Ordnung mit der Presse in den westlichen Ländern. Und Julian Assange ist dafür der tragischste, traurigste und frustierendste Beweis.

Ob er irgendwann frei sein wird? Ich kann schon kaum noch dran glauben. Trotzdem: Free Assange!

P.S.: Hier, für weitere Informationen, meine zehnteilige Artikelreihe rund um Julian Assange:

Titelbild: Julian Assange. Bildquelle: Don’t Extradite Assange Campaign Materials

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