Plakataktion Jamal Kashoggi

Jamal Koshoggi war ein Journalist aus Saudi-Arabien, welcher das saudische Regime kritisiert hatte. Ursprünglich erfolgreich beruflich tätig in seinem Heimatland (er war Direktor einer Tageszeitung), ging er schließlich in die USA, da er sich in Saudi-Arabien nicht mehr sicher fühlte.

Auch wenn er sich unsicher fühlte, sonst hätte er sein Heimatland ja nicht verlassen, hatte er scheinbar doch ein gewisses Vertrauen in die offiziellen Institutionen und Behörden. In einem Konsulat kann einem nichts passieren, dem hätte wohl fast jeder von uns wohl noch vor vier Jahren zugestimmt, egal wie kritisch man ist, egal wie gering das Vertrauen in Regierungen egal welcher Länder ist.

Doch am 02. Oktober 2018 wurde die Welt auf grausame Weise eines Besseren belehrt. Das Opfer dabei war Herr Kashoggi, der in das saudi-arabische Generalkonsulat in Istanbul ging, um dort Dokumente für seine Eheschließung abzuholen und dort ermordet worden ist. Seine Leiche wurde niemals gefunden. Mutmaßlich ist sie zerstückelt und verbrannt worden. Was für eine ekelhafte, unmenschliche, grausame und verabscheuungswürdige Tat. Mir wird immer noch schlecht, wenn ich an den Fall Kashoggi denke.

Kürzlich habe ich über die NGO Reporter ohne Grenzen auch mitbekommen, dass inzwischen eine Audioaufnahme von den letzten Momenten im Leben von Jamal Kashoggi aufgetaucht ist. Ich habe mir das Transkript durchgelesen. Herr Kashoggi ist zunächst irritiert, weshalb er dazu aufgefordert wird, seinem Sohn zu schreiben, er müsse sich keine Sorgen machen, wenn er nichts von seinem Vater höre. Er weigert sich und fragt: „Wie kann so etwas in einem Konsulat sein?

Dann wird Jamal Kashoggi erstickt, wohl mit einem Handtuch und/oder einer Plastiktüte. Seine letzten Worte waren: „Hört auf, ihr werdet mich ersticken.

Kurz darauf hört man auf den Aufnahmen wohl eine Säge. Kashoggis Körper wird zerteilt. Auf der Aufnahme ist auch eine Konversation zwischen zwei der Mörder zu hören, in welcher der eine dem anderen sagt, die Leiche zu zerstückeln sei einfacher, als den Körper am Stück heimlich aus dem Konsulat zu bringen. Er mache das schon, er hätte viel Erfahrung damit, auch wenn er noch nie einen noch warmen Körper zerteilt hätte. Auf Wikipedia steht hingegen, Jamal Kashoggi sei laut türkischen Behördenvertretern bei lebendigem Leib zerstückelt worden.

Einen ausführlichen Artikel über die letzten Momente im Leben von Jamal Kashoggi und die Planungen rund um seine Ermordung hat die türkische Zeitung Daily Sabah veröffentlicht.

Derweil wartete seine Verlobte, die Türkin Hatice Cengiz, draußen vor dem Konsulat auf ihren Verlobten. Erst nach Stunden bekam die Frau Panik, doch da war Herr Kashoggi schon längst tot und vielleicht gab es nicht einmal mehr seine sterblichen Überreste.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Mord von der saudischen Regierung in Auftrag gegeben oder mindestens erlaubt und vom saudischen Geheimdienst ausgeführt worden ist (vgl. den verlinkten Zeitungsartikel).

Ich will heute auch gar nicht groß drauf herumreiten, wie wir medial oder politisch mit diesem Mord umgehen oder umgegangen sind. Auch zum Thema Doppelmoral möchte ich nichts schreiben, auch wenn man sich den ganzen Tag über doppelmoralisches Handeln der westlichen Politik ärgern könnte. Aber angesichts dessen, dass sich sein Tod vor kurzem zum vierten Mal gejährt hat, ist es wichtig, an ihn und sein grausames Lebensende zu erinnern. Zumal ja gerade versucht wird, uns zu vermitteln, Saudi-Arabien sei irgendwie doch ganz ok und moralisch zumindest ein besserer Geschäftspartner als Russland.

Rest in Peace, Jamal Kashoggi. Du hattest in deinen letzten Momenten sicherlich große Panik. Aber ich hoffe zumindest, dass es schnell ging und du nur kurz leiden musstest. Das ist das Mindeste, was man sich noch wünschen kann…

Beitragsbild verwendet mit freundlicher Genehmigung von Reporter ohne Grenzen. Es zeigt eine Plakataktion der NGO gegen das Vergessen des Mordes an Jamal Kashoggi. Die Aussagen auf den Plakaten stammen aus den Audioaufzeichnungen von den letzten Minuten im Leben des saudischen Journalisten.

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