In irgendeinem sozialen Netzwerk gab es mal einen vielgeteilten, wütenden Post einer kinderlosen Frau, die sich über junge Mütter aufgeregt hat, die mit ihren Kinderwägen die Cafés blockieren und dann alle mit ihren schreienden Babys und ihrem Stillen nerven. Die Mütter, schimpfte sie, bildeten sich ein, sie seien ganz besonders wichtig, nur weil sie sich ein Kind haben einpflanzen lassen. Was sei denn schon dabei, das könne ja jede.
Selten hab ich etwas derartig verletzendes und respektloses gegenüber Eltern und Kindern gelesen. Zurecht schreibt sich Nathalie Klüver ihren Frust von der Seele darüber, wie unerwünscht manchmal Eltern mit Kindern, besonders mit kleinen Kindern, im öffentlichen Leben sind – im Restaurant, im Hotel, in der Bahn, beim einkaufen und so weiter. Und ich kann mir vorstellen, wie elend sie sich gefühlt hat, als sie im Restaurant dazu aufgefordert worden ist, ihr Baby doch bitte auf der Toilette zu stillen, weil sich andere essende Gäste davon gestört gefühlt haben, dass auch das Baby seine Mahlzeit einnimmt.
Auf der anderen Seite gefällt es mir aber nicht, dass Nathalie Klüver manchmal irgendwie abfällig klingt, wenn sie über kinderlose Menschen schreibt, und dass sehr sie darauf besteht, dass Eltern gegenüber Kinderlosen niemals Nachteile haben dürfen. Kinder bringen für den persönlichen Lebenslauf und die persönliche Lebenssituation eben den einen oder anderen „Nachteil“ mit sich, wenn man es denn so sieht. Wie in Kapitel 8 ausführlich erklärt, bin ich der Meinung, dass eine intensive Karriere und ein Posten, der viel Zeit fordert und jede Menge Verantwortung mit sich bringt, mit kleinen Kindern einfach nicht möglich ist.
Wer bewusst Kinder bekommt, bringt freiwillig gewisse Opfer
Ebenso hast du, wenn du Kinder bekommst, weniger Platz, weil du dein Zuhause mit ihnen teilst. Und du hast weniger Geld für dich selbst, weil du es für deine Kinder ausgibst. Und du hast weniger Zeit für dich selbst, weil auf der einen Seite das Kind selbst deine Zeit braucht und auf der anderen Seite seine Wäscheberge, seine Mahlzeiten und so weiter. Das bringen Kinder nun einmal mit sich. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich nehme all diese Nachteile gerne in Kauf, denn Kinder zu haben war mein großer Lebenstraum und mein Leben ist mit so unglaublich viel Liebe gefüllt, seit ich sie habe. Um nichts in der Welt würde ich das in der ganzen Wohnung verteilte Spielzeug eintauschen, auch wenns mir oberflächlich betrachtet manchmal auf die Nerven geht.
Das Dilemma mit dem Platz ist kaum zu lösen
Auf Seite 34, im Kapitel „Platzangst“, beklagt Nathalie Klüver, dass es nicht genug große Wohnungen für Familien gibt. Klar, es ist Mist, dass der Anteil an Neubauwohnungen mit vier oder mehr Räumen viel zu gering ist, und dagegen, dass an den Bedürfnissen von Familien vorbei gebaut wird, sollte man unbedingt etwas tun, nämlich eher größere statt kleinere Wohnungen bauen. Und sie selbstverständlich bezahlbar machen!
Die Sticheleien gegen kinderlose und alte Menschen finde ich aber ungerecht. Sie schreibt, dass alte Menschen den meisten Platz haben, obwohl eigentlich Kinder den Platz bräuchten. Aber das ist ja eigentlich total logisch, schließlich waren die alten Leute von heute in einer Zeit jung, als eine normale Familie sich mit einem einzigen Einkommen ein ganzes eigenes Haus leisten konnte. Die Häuser, die die alten Leute heute alleine oder zu zweit bewohnen, waren einst gut gefüllt mit Kindern, die nun aber erwachsen und ausgezogen sind. Was soll man denn da machen? Man kann doch die Alten, deren ganzes Leben in diesen Häusern steckt, die sie teilweise mit eigenen Händen gebaut haben, ja nun nicht ins Seniorenheim schicken, damit das Haus frei wird für neue Familien, das wäre ja wirklich kein Akt der Menschlichkeit.
Ich fände es ja schön, wenn mehr junge Familien mit ihren eigenen Alten in den großen Häusern zusammen wohnen würden, aber damit bin ich glaube ich mal wieder aus der Zeit gefallen.
Auch der Hinweis darauf, dass viele große Wohnungen von kinderlosen Paaren bewohnt werden, ist ein Fakt, der sich bei Nathalie Klüver wie eine Stichelei liest: Die sind egoistisch! Die kriegen keine Kinder und nehmen den Familien auch noch den Wohnraum weg. Das schwingt für mich da mit. Aber auch hier gibt es keine faire Lösung. Wenn sich Menschen gegen Kinder entscheiden, haben sie natürlich einen Einkommensvorteil, mit dem sich eine große Wohnung finanzieren lässt, und das Bedürfnis nach besonders viel Platz spielt womöglich auch eine Rolle, weshalb man keine Kinder haben möchte. Das ist wohl einfach etwas, was die Wahlfreiheit „Kinder ja oder nein“ mit sich bringt, denn sobald du Kinder hast, teilst du deinen Wohnraum eben mit ihnen und die zur Verfügung stehende Quadratmeterzahl verringert sich…das ist ein Dilemma, dass auf diese Weise Erwachsene, die ohne Kinder leben, oft mehr Platz haben, als Familien mit Kindern. Aber was machen wir da denn jetzt, außer halt mehr große Wohungen bauen? Bitte keine Gesetze für eine Quadratmeterbegrenzung pro Person oder so, das fände ich viel zu übergriffig. Die, die den meisten Platz von allen haben, die Reichsten der Bevölkerung, würden sich wie üblich sowieso nicht daran halten (Nathalie Klüver schlägt aber keine Quadratmeterbegrenzung vor, sondern beklagt nur das Problem. Die Idee mit der Quadratmeterbegrenzung kam mir selbst, als ich überlegt habe, welche Lösungen es dafür geben könnte, aber mir fallen eben keine guten, sondern nur schlechte Lösungen ein).
Bezahlbarer und geräumiger Wohnraum ist wichtig für Familien mit Kindern, das möchte ich gar nicht leugnen. Aber vielleicht ist es eine Frage der persönlichen Wertevorstellungen, was für das Leben eines Kindes denn bedeutender ist: Viel Freiraum in Quadratmetern gemessen, oder in Zeit. Deshalb finde ich die Ganztagsschule und eine verschulte Freizeit noch viel einengender und bedrückender als eine kleine Wohnung. Aber dass gerade Teenager einen Rückzugsort brauchen, an dem sie allein sein können, und sich in einer Wohnung ohne eigenes Zimmer und mit kleinen Geschwistern unwohl fühlen, sehe ich vollkommen ein. Ich kenne eine Familie, die hatte genau diese Konstellation: Eine kleine 3-Zimmer-Wohnung, drei Kinder, zwei davon klein und eins jugendlich. Das jugendliche Mädchen hat dann ein Zimmer ganz für sich allein bekommen, während die Eltern und die kleinen Kinder sich die anderen zwei Zimmer geteilt haben. Nicht, dass ich das als die ideale Wohnsituation darstellen möchte. Aber es hat mich gerührt, dass diese Familie zusammengerückt ist, um derjenigen mehr Platz zu ermöglichen, die das größte Bedürfnis danach hat.
Das erzähle ich nicht nur, um zu zeigen, welche kreativen Lösungen Familien auch mit wenig Platz finden, um die Bedürfnisse von Kindern unterschiedlichen Alters zu erfüllen (direkt vor dem Haus gab es übrigens für die zwei Kleinen einen großen Spielplatz), sondern auch, weil Nathalie Klüver in ihrem Buch stellenweise kein besonders gutes Bild von „Arbeiterfamilien“ zeichnet, nämlich als sie erwähnt, dass Arbeiterkinder ganz besonders gefördert gehören, schließlich seien sie oft auf sich allein gestellt (vgl. Kapitel 5 „Chancengleichheit auf Lebensglück“). Diese Arbeiterfamilie hier hat genau erkannt, dass die kleinen Kinder eher Nähe zu ihren Eltern brauchen, während das große Mädchen Zeit und Raum für sich braucht, und haben es mit ihrem geringen Wohnraum geschafft, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu erfüllen.
Viele Arbeiterfamilien mögen seltener vorlesen und in grammatikalisch weniger komplexen Sätzen mit ihren Kindern sprechen, aber tun manchmal trotzdem mehr für ihre Kinder als manch hochgebildete Akademikerfamilie, deren Kind sich nur abends in ihrem großen Haus mit Garten aufhalten darf, weil es ansonsten den ganzen Tag in der Kita oder in der Ganztagsschule ist. Klar, das ist überspitze Schwarzweißmalerei. Aber worauf ich hinaus will: Wenn man Nathalie Klüvers Worte zusammennimmt, dann ist für sie die Familie mit viel Wohnraum, in welchem sich die Kinder nur selten aufhalten, ja doch irgendwie ein Ideal. Aus Kindersicht wohne ich – wenn ich die Wahl habe zwischen viel Zeit und viel Platz – dann doch lieber in der kleinen Arbeiterwohnung. Ein Garten mit Pool und ein eigenes Zimmer wären schon toll, aber nicht, wenn ich dafür in die Ganztagsbetreuung muss.
Die kinderlose Tante mit viel Zeit und Geld
Aber zurück zum Thema, den Kinderlosen. Auf Seite 93 schreibt Nathalie Klüver: „Vor zweihundert Jahren versorgten die Kinder ihre Eltern im Alter, und wer keine Kinder hatte, war auf Almosen oder eigene Ersparnisse angewiesen. Die kinderlose Tante etwa war bemitleidenswert, hatte sie doch niemanden, der sie versorgte. Die heutigen kinderlosen Tanten hingegen haben Zeit und Geld für Reisen und Hobbys, während die Schwester mit zwei Kindern ihr Geld für Familienausflüge, Spielsachen und stetig zu klein werdende Hosen und Schuhe ausgeben darf.“
Eigentlich sollte ich mich daran nicht aufhängen, dieser Abschnitt leitet nur ein Thema ein, in welchem Nathalie Klüver darüber sinniert, wie man den Missstand beseitigen kann, dass Eltern weniger Geld haben als Kinderlose, weil sie oft ein geringeres Einkommen wegen kürzeren Arbeitszeiten haben und zudem weniger sparen können, weil sie ihr Geld ja für die Kinder ausgeben. Sie schreibt selbst, dass das zugespitzt ist.
Trotzdem hat mir diese Passage irgendwie einfach Bauchschmerzen bereitet. Sie fühlt sich für mich so falsch an. Nathalie Klüver ist Feministin. Ist es aus Sicht einer Feministin nicht wunderbar, dass eine kinderlose Tante heute nicht mehr bemitleidenswert ist? Erstens ist es toll, dass es viel weniger ungewollt kinderlose Tanten gibt, weil die Reproduktionsmedizin die meisten von ihnen doch zur Mutter machen kann. Zweitens ist es großartig, dass eine Frau nicht mehr die gesellschaftliche Pflicht hat, Kinder in die Welt zu setzen, sondern mit ihrem Leben tun kann, was sie möchte. Das ist gut für die Frau und gut für das Kind, das nie geboren wird, denn wenn man weiß, dass man in seinem Leben, sei es zeitlich oder emotional, keinen Platz für ein Kind hat, ist es meiner Meinung nach eine äußerst kinderfreundliche Entscheidung, es dann sein zu lassen.
Drittens gefällt mir nicht, wie bemitleidenswert die Schwester hier rüber kommt, weil sie ihr Geld für ihre Kinder ausgeben muss. Mit dieser Gegenüberstellung kann ich mich einfach nicht identifizieren, auch wenn mir schon klar ist, worauf Nathalie Klüver hinaus will: Eltern dürfen dafür, dass sie Kinder haben, nicht auch noch Nachteile bei der Rente haben. Da hat sie natürlich sehr Recht. Nathalie Klüver zitiert den Professor Martin Werding von der Ruhr-Universtität, Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, welcher sagt: „Es geht auch darum, den Kinderlosen aufzuzeigen, dass Kinderaufziehen eine Form von Arbeit ist, die Wertschätzung bedarf, auch materieller.“ (S. 95)
Ich persönlich kenne keinen einzigen kinderlosen Menschen, der das anders sieht oder etwas dagegen hätte, Erziehungsjahre, so wie der eben zitierte Wissenschaftler es fordert, noch stärker an die Rente anzurechnen. Die Frau aus dem fiesen Post gegen Mütter aus dem Anfang dieses Kapitels kannte ich ja nicht persönlich. Die hätte das womöglich doch anders gesehen. Aber letztendlich ist das ja ein vernünftiger Ansatz, der auch übrigens Nathalie Klüvers eigenem Ansatz widerspricht, Eltern eben nicht dazu zu motivieren, sich Zeit für die Erziehung zu nehmen, sondern dazu, so schnell es geht wieder zur Arbeit zu gehen.
Verpflichtende private Altersvorsorge für Kinderlose finde ich bedenklich
Schwieriger finde ich die Forderung, dass Kinderlose dazu verpflichtet werden sollten, eine private Altersvorsorge anzulegen. Das ist in unserer Gesellschaft, wo Millionen von Menschen nicht genug Geld haben, um zu sparen – auch Kinderlose haben manchmal schlecht bezahlte „Drecksjobs“ – nicht fair. Die Karrierefrau, die lieber Anwältin geworden ist, statt Kinder zu bekommen, hat vielleicht kein Problem mit einer privaten Altersvorsorge und macht das sowieso schon. Aber der ledige Staplerfahrer, der kinderlos ist, weil er die Frau fürs Leben nicht gefunden hat und eigentlich sowieso unter seiner Einsamkeit leidet, hätte wohl schon eher ein Problem damit, eine private Altersvorsorge finanziell zu stemmen – und würde für sein Lebenspech auch noch abgestraft werden. Außerdem wäre es ein erster Schritt in die Privatisierung der Renten, den wir vielleicht bereuen könnten. Erst die Kinderlosen, dann womöglich die mit nur einem Kind und dann irgendwann alle? Die, die sich das nicht leisten können, haben dann halt Pech gehabt, und Friedrich Merz und Christian Lindner würden in Merz‘ Privatjet vor Freude eine Party feiern.
Wenn Eltern einen gesetzlichen Rentenanspruch haben, aber Kinderlose dazu verpflichtet werden, ihre Rente zumindest teilweise privat zu bezahlen, brechen wir die Prinzipien des Generationenvertrags auf. Der besagt ja: Die jungen Erwerbstätigen zahlen für alle alten, nicht mehr Erwerbstätigen, auch für die, die keine Kinder haben. Es ist aber auch ein Argument, dass der Generationenvertrag so, wie er ist, nicht aufrechterhalten werden kann, weil es bald zu viele alte und zu wenig junge Menschen geben wird. Hinzu kommt, dass gerade die jüngsten Erwachsenen zu einem bedeutenden Teil anders leben und arbeiten wollen, sie entfernen sich von der Welt der Vollzeitarbeit und ich freue mich sehr darüber. Aber der Generationenvertrag hat dadurch ein nur noch größeres Problem.
Wie wäre es also, wenn wir den Generationenvertrag einfach zu Grabe tragen und ihn in Frieden ruhen lassen? Vielleicht ist es einfach Zeit für etwas Neues, das besser zu der heutigen Welt passt. Eine Idee zur Ablösung des Generationenvertrags ist die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens. Die kommt nicht von mir, sondern darüber wird schon lange gesprochen. Zu diesem Thema empfehle ich Richard David Prechts Buch „Freiheit für alle“, welches einen sehr genauen Überblick über die ganze Thematik gibt und auch sämtlichen Gegenargumenten etwas entgegensetzt.
Gesellschaft der Vielfalt: Eigentlich hätten wir genug Platz für alle möglichen Lebensentwürfe
Ob Grundeinkommen oder etwas anderes: Für mich gehört es zu einer kinderfreundlichen Welt, es zu fördern, dass Kinder eher dort geboren werden, wo sie von ganzem Herzen erwünscht sind. Dass alle, die sagen, sie haben nicht die Zeit, die Nerven oder das Interesse daran, ein Kind großzuziehen, es einfach ohne Nachteile sein lassen dürfen und eben ihren eigenen, anderen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dass Kinder als Geschenk wahrgenommen werden, nicht als Belastung, weil man nun weniger reisen kann, weniger Platz hat und sein sauer verdientes Geld in Kindersandalen, Windeln und Schulhefte investieren muss. Jede Frau und jeder Mann, die oder der mal länger mit einem unerfüllten Kinderwunsch durchs Leben gegangen ist, die oder der sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als sein Geld endlich für Windeln und Bodys ausgeben zu dürfen, weiß, was für ein Geschenk des Lebens und welch Wunder es ist, ein Kind zu bekommen. Meine persönliche kinderfreundliche Gesellschaft würde von eben diesem Bewusstsein geprägt sein.
Wenn jeder genug Geld für ein schönes Leben hat, sollte es kein Problem sein, dass alle möglichen Lebensentwürfe nebeneinander bestehen können. Und die Kinder können in meiner Vorstellung von einer so vielfältigen und für alle gerechten Gesellschaft eigentlich nur profitieren, weil sie nirgendwo sind, wo sie unerwünscht sind oder als Belastung wahrgenommen werden, weil niemand sich gegenüber anderen benachteiligt fühlt und weil sie sehen, auf wie viele verschiedene Weisen man sein Leben gestalten kann. Ich kenne viele kinderlose Menschen, die im Leben der Kinder anderer Leute eine wichtige Rolle spielen und sie inspirieren und beeinflussen, ob als Musiklehrer, als Erzieherin im Kindergarten, als Lehrer in der Schule, als Tante, als Onkel, als Freundin oder Arbeitskollege der Eltern, als Bäckerin aus der Bäckerei nebenan, die immer ein bisschen Süßigkeiten in die Brottüte schmuggelt. Sie sind Teil des Dorfes, das es ja dem berühmten afrikanischen Sprichwort zufolge braucht, um ein Kind großzuziehen.
Wir sind ein reiches Land, das theoretisch genug Raum und Geld hätte für alle möglichen Lebensentwürfe. Für den kinderlosen Festivalhopper, der in Teilzeit Altenpfleger ist und ansonsten frei sein will von jeder unnötigen Verantwortung. Für die Hausfrau und Mutter, die am liebsten Zeit mit ihren Kindern verbringt und den Gemüsegarten pflegt. Für die Frau, die sich gegen Kinder entschieden hat, weil sie sich dazu berufen fühlt, Herzchirurgin zu sein und ihre Zeit in diese Karriere investieren will. Für das Paar, das sich keine Kinder wünscht, aber dafür einem traumatisierten Hund ein liebevolles Zuhause gibt. Für die leidenschaftlich berufstätige Frau, die Kinder möchte, aber beruflich nicht pausieren will und die Sorge-Arbeit für ihre Kinder gerne teilweise abgeben möchte, wie Nathalie Klüver eine ist.
Für ihre Kinder stehen dann genug Betreuungsplätze und Erzieher/innen bereit, um sie bedürfnisorientiert und mit perfektem Betreuungsschlüssel zu betreuen, weil eine große Anzahl an Müttern und Vätern, die es sich vorher nicht leisten konnten oder sich aufgrund gesellschaftlichen Drucks nicht getraut haben, nun zwei, drei oder noch mehr Jahre zuhause bleiben. Oder sich die Erwerbsarbeit so teilen, dass immer irgendwer für die Kinder da sein kann. Oder mit befreundeten Eltern Netzwerke aufgebaut haben, in welchen sie sich die Kinderbetreuung aufteilen. Vielleicht springt ja auch mal die kinderlose Tante ein.
Ein schöner Traum? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch nur notwendig, dass wir ein bisschen über unsere Systemgrenzen hinaus denken. Und dass Menschen wie Nathalie Klüver begreifen, dass ihr Lebensentwurf wirklich nur einer von ganz vielen ist und dass alle gerne glücklich sein und ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten möchten.
Beitragsbild von 👀 Mabel Amber, who will one day auf Pixabay